Die Stollen des Achill (18.01.2012)

„Ich hab seine Achillessehne zwischen meinen Stollen gespürt“, sagte der eine. Der andere wollte nicht recht in das Lachen der Umsitzenden einstimmen und sprang auf, um die Spuren an seinem Knöchel öffentlich zur Schau zu stellen. Es war ein schmerzhafter Abend gewesen. Nicht nur die Achillessehne hatte Schaden genommen, auch die Zähne hatten beim Kopfballspiel gelitten, an der Brust des gegnerischen Torwarts war er abgeprallt wie eine lästige Fliege, und gerade erst war seine Mannhaftigkeit von einem leicht pikanten Eintopf in Zweifel gezogen worden.

Am schlimmsten aber hatte es die Seele erwischt. Eine gute Stunde zuvor war sein offen propagierter Traum von einer Saison ohne Niederlage zerplatzt. Am dritten Spieltag, für den er soviel investiert und den Ball in mühsamer Kleinarbeit auf Vordermann gebracht hatte. Dabei hatte es lange Zeit nicht schlecht ausgesehen. Er hatte seine Mannschaft mit einem selbst herausgeholten und sogleich souverän verwandelten Elfmeter in Führung gebracht, und nach einer schwächeren Phase seiner Orangenen, in der bunt deutlicher in Führung hätte gehen können, hatte er mit seiner Mannschaft ein mehr als ordentliches Unterzahlspiel aufgezogen, das orange eine – verdiente – zwischenzeitliche 4:2-Führung bescherte. Es war dann hin und her gegangen, der Abstand war bis zum 6:4 im Grunde konstant geblieben, orange hatte ein wenig mit einzelnen Entscheidungen des ansonsten unauffälligen Schiedsrichters gehadert. Ein Spieler der Bunten hatte beim Stand von 4:6 angekündigt, man werde nun „drei Tore nacheinander“ erzielen, das erste war tatsächlich gefallen, und nun hatte sich der Protagonist, wunderbar freigespielt, in relativ günstiger Position vor dem kreativ gehüteten bunten Tor wiedergefunden.

Hernach würde man sagen, dass ein erfolgreicher Abschluss das Spiel womöglich entschieden hätte. So aber hatte bunt kurz darauf ausgeglichen, die Führung erzielt und gleich noch die orangene Indisposition zum 8:6 genutzt. Orange hatte sich nicht mehr erholt, bunt letztlich doch noch den Überzahlvorteil genutzt, und Stefan dürfte sich an die alleinige Spitze der 2012er Zwischenwertung gesetzt haben.

Was half: Zwetschgenknödel.

Bunt 8:6 Orange

Bunt: Roman, Ralf, Tobi H., Stefan, Albi, Niki, Marco, Manu
Orange: Micha, Meister, Thomas, Harald, Andi, Igor, Götz

man of the match: Harald. Kurz nachdem er sich um einen indirekten Freistoß (oder meinte er Elfmeter?) betrogen wähnte, gab er auf der Gegenseite einen Foulelfmeter, den nicht jeder der Anwesenden als solchen sah. Großer Sport.

Erwähnens- und unterstützenswert ist in diesem Zusammenhang Tobis bei Darko geäußerter Wunsch, man möge die Anzahl und Dauer der Schiedsrichterdiskussionen auf dem Platz wieder reduzieren.

Als weniger unterstützenswert dürfte indes Manus Wunsch gelten, das Spiel nicht wegen jedes Störballs (am liebsten gar nicht) aus dem Nachbarfeld zu unterbrechen.

PS: Ich bitte um Nachsicht für den zweiten stark individualisierten Bericht innerhalb kurzer Zeit. Soll nicht so rasch wieder vorkommen.

8 Gedanken zu „Die Stollen des Achill (18.01.2012)“

  1. trotz der unnötigen captatio benevolentiae- ein spektakulärer Bericht. Max Frisch ist ein Molch gegen Dich, Manu. Wir haben endlich den deutschen Nick Hornby! In unseren Reihen!

  2. Danke, Ihr Schmeichler.

    @quellechance:
    Fängt man das Wohlwollen nicht gemeinhin zu Beginn des Textes ein? Ungeachtet dessen gibt es Stilmittel, die mir deutlich weniger zusagen. Die – hemmungslose – Übertreibung, um ein Beispiel zu nennen.

  3. …und es war doch ein Elfer!!

    kleine Korrektur am Rande:
    Es wurden noch vier Tor angekündigt! Ziel leider nicht erreicht!
    Allerdings glaubte Micha noch zum gleichen Zeitpunkt an zwei Tore für Orange! Ziel ebenfalls verfehlt!

  4. Ich bin mir nicht sicher, wer 4 Tore angekündigt hat, Marco, aber der Spieler, auf den ich mich bezog und den ich eben noch einmal einer intensiven Befragung unterzogen habe, hatte nach eigenen Angaben nur drei versprochen.

    Sollte er mich indes angelogen und tatsächlich 4 angekündigt haben, so hätte er letztlich trotz allem nicht so falsch gelegen, beträgt doch die Differenz zwischen 4:6 und 8:6, nun ja, 4 Tore.

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