Das mit der Taktikbesprechung um zehn vor acht, meine ich. Nun müssen wir noch in die Köpfe bekommen, dass jeder einzelne Mittwochskick genauso wichtig ist wie die gestrige Demütigung der Platzherren, und schon können wir künftig immer 90 Minuten spielen.
Wie wir wissen, hatten sich die Strategen Thomas, Claus und Steffen bereits in der Vorwoche mit dem Plan, jeden Kelsch jeden tag ein bisschen besser zu machen der Taktik befasst und sich letztlich für ein Mittelfeldquadrat entschieden, das die Außenverteidiger der Viererkette besonders in die Pflicht nahm – ein Auftrag, den diese glänzend erfüllten.
Aber der Reihe nach:
Bereits kurz vor Spielbeginn sah Marco seine Felle, vulgo: Spielanteile, angesichts des auch in der Spitze sehr breiten Kaders rasch davonschwimmen und entschied sich für die Rollen des Unparteiischen und des Chefkritikers, die ihm ausnehmend gut standen („Der einzige Kelsch unter Normalform war Igor.“).
Somit blieb ein 16er-Kader, den Thomas auf die gewählte Taktik einschwor und in dem nur Hüter Micha sowie die Innenverteidiger Wilko und Tobi H. als unersetzlich galten – zurecht, wie alle drei unter Beweis stellen sollten. Auf den Außenbahnen tummelten sich die Zwillinge, der Barcelona-Mann (Zitat eines Pragers), der personifizierte Rollenkonflikt Martin und Panamaniki, der gelegentlich auch die 6 gab.
Weitere 6er waren zumeist der vielgetretene Steffen und der Mann mit dem Golfpullunder. Die offensiveren Mittelfeldpositionen wurden zunächst von Claus (lief schnell) und Thomas (lief viel) besetzt, mitunter auch von Igor oder einem der Doppelsechser.
Als Knipser waren Ralf und Ollo eingeplant, die Vorlagen sollten Tobi Z. und Igor geben. Letzterer hatte sein persönliches Soll bereits nach etwa 25 Sekunden erfüllt, was ihm böse Blicke und Rufe neidischer Mitspieler einbrachte.
Die zahlreich erschienen Zuschauer, darunter der leider noch immer rekonvaleszente Bernd, sahen zunächst eine feldüberlegene und bei wohlwollender Betrachtung auf eine frühe Führung drängende Prager Mannschaft, während die Kelschs noch auf der Suche nach Ordnung waren. Die für den Spielaufbau vermeintlich ach so wichtigen Sechser („Die 6 ist die neue 10“) kamen in den ersten zehn Minuten (ebenfalls bei wohlwollender Betrachtung) in Summe auf geschätzte zwei Ballkontakte, und der eine oder andere Kelsch konnte einen gewisse Nervosität angesichts der veränderten Rahmenbedingungen nicht leugnen.
Nach den ersten beiden Torchancen der Platzherren – Micha parierte einen Kopfball glänzend – brachte bunt jedoch endlich die nötige Ruhe ins Spiel, gewann an Sicherheit am Ball wie auch im Passspiel und unterstützte die zunächst etwas allein gelassene Viererkette deutlich besser. Das Spiel wogte nun hin und her war nun zunehmend ausgeglichen. Zwar spielte sich das Geschehen noch immer stärker in der Kelschhälfte ab; Gefahr entstand jedoch nur sehr selten, während Walters Mannen nun doch begannen, ihre Gefährlichkeit im Angriff anzudeuten. Zunächst misslang dabei verschiedentlich der letzte Pass, bis der an der Abseitslinie lauernde Ralf einen Ball aus dem Mittelfeld knackig direkt verwertete. Noch vor der Halbzeit beraubte Tobi Tobi eines Kopfballtores, wobei eine 2:0 Pausenführung des Guten auch etwas zu viel gewesen wäre.
Trotz des Schocks zur Pause (der Schiri musste seinem Laufpensum Tribut zollen) begannen die Kelsch die zweite Hälfte (fast) jederzeit souverän, ließen Ball und Gegner laufen und konnten sich auf die überragende Abwehr verlassen. Stefane hatte dann das goldene Händchen, den Meister einzuwechseln, der von Martin sogleich wohlweislich nach vorne geschickt wurde. Augenblicke später setzte Niki zu einem seiner gefürchteten Flankenläufe an, flankte aus vollem Lauf und entgegen seiner Fußhaltung auf das kurze Fünfereck, wo der Meister großartig direkt verwandelte – ob er schneller traf als Uwe Rahn gegen Schweden, wird derzeit eruiert. In jedem Fall war es ein Schulbuchangriff, bei dem die Ersatzspieler Igor und Claus von Glück reden konnten, vom Referee nicht verwarnt zu werden.
Wenige Minuten später spielte Manu im Strafraum quer auf Ralf (obwohl Claus den Ball für den am langen Pfosten stehenden Tobi Z gefordert hatte), der seinem Ruf als Torraumwühler gerecht wurde und zum 3:0 einnetzte. Angesichts der stählernen Innenverteidigung und eines Torwächters, der bei jeder brenzligen Situation zur Stelle war, fragten sich nicht nur die Prager, wie sie dieses Spiel noch drehen sollten. Dass die komfortable Führung doch noch einmal in etwas Ähnliches wie Gefahr geriet, lag ausschließlich an ein paar ängstlichen Kelschs, die Micha und Igor mit besorgten Rufen zum Innehalten animierten, was der Gegner dankend zur Kenntnis nahm und (natürlich von halblinks in die kurze Ecke, wie Stefan unbarmherzig feststellte) zum 1:3 verkürzte.
Der gemeine Leser mag sich nun fragen, wo sich denn der zweite Knipser Ollo versteckt habe. Nun, der gemeine Mitspieler stellte sich die selbe Frage. Nur Claus schien zu wissen, wo Ollo sich jeweils aufhielt und spielte ihn verschiedentlich in aussichtsreicher Position an, um dann gewisse Schwächen im Abschluss konstatieren zu müssen. Aber wie wir wissen, ist unser Mittelstürmer ein Mann für die wichtigen Tore, und so nickte schob kniete hüftete bimmelte bugsierte er den Ball just in der Phase, als die Veilchen nochmals ganz vage an ihre Chance zu begannen glaubten, auf Zuspiel von Claus (oder war’s Thomas?) zum 4:1 über die Linie.
Der frustrierte Gegner schickte dann noch Steffen verletzungsbedingt zum Duschen, doch mittlerweile war bunt so gefestigt, dass auch dieser Ausfall niemanden mehr aus der Ruhe bringen konnte.
Beflügelt vom souveränen Sieg konkretisierten die Kelschs sogleich die Planung für das große Fest und gaben sich einem Gelage hin.
Fakten für Niki:
Kelsch 4 -1 Prag
Bunt: Micha, Tobi H, TobiR, Tobi Z, Wilko, Philipp, Stefan, Martin, Steffen, Thomas, Claus, Ollo, Ralf, Igor, Manu, Niki (bis 15.)
Orange: Niki (ab 15.), Marco (bis 15.)
man of the match: Igor. Protestwahl.
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Micha: 2+, sah beim gegentor etwas unglücklich aus, sonst unglaubliche reflexe, hielt zwei 100%-ige, starker und speziell am anfang ruhe ausstrahlender Rückhalt.
Wilko: 1-, unglaubliches stellungsspiel, sehr präsent, wie matthias herget. herz der abwehr.
Toby H: 1-, starkes kopfballspiel, gewann fast jeden zweikampf, offensiv etwas zurückhaltend. erinnerte stark an cannevaro.
Meister: 1, sehr großes Laufpensum, überraschend abgeklärt, kaltschnäuzig, teilweise ungewöhnliche Laufwege, torschütze. perfektes spiel.
Stefan: 1,5, ebenfalls sensationelle Zweikampfbilanz, etwas unsicher in der Vorwärtsbewegung, überragendes Stellungsspiel
Martin: 1-, zeigte sein ganzes Reservoire an Erfahrung, jagte dem Gegner die meisten Pässe ab und hatte sofort den Blick für den am weitesten entfernten Mitspieler. franz lässt grüßen
Philipp: 2, passte sich bei seinem comeback sofort ein. spielte kontrolliert und machte seine seite zu. starke einwürfe, weil weit.
Niki: 1,5, war zunächst verunsichert, ob er nur mit marco zusammen spielt. fing sich aber wieder und machte auf eine für ihn ungewohnte postion ein sehr gutes spiel.
Thomas: 1, chef auf dem platz. gab speziell am anfang klare anweisungen, damit unerfahrenes team sicherheit gewinnen konnte. strukturierte das aufbauspiel. viele tempiwechsel. großes laufpensum. vermutlich für die nächste woche platt
Steffen: 1, kreative ergänzung zu thomas, spielte sich in einen rausch, defensiv wie offensiv stark. leider durch grobes foulspiel gestoppt
Manu: 1-, anfangs hing er etwas in der luft, fand dann aber seine rolle als vorbereiter und tempospieler. kein muskel machte zu.
Claus: 1, der gegner fand kein mittel gegen seinen technischen Tempofussball. es blieb ihm lediglich ein tor verwehrt.
Tobi Z: 2-, spielte im Angriff, wurde oft hoch angespielt, wurde dann meistens von zwei gegenspielern angegangen. erspielte sich dennoch zwei chancen, die der gegnerische keepr glänzend gehalten hat.
Ralf: 1, was soll bei ihm sagen. ich denke er spielte seinen besten fussball, fühlte sich pudelwohl auf dem großen platz, zweifacher torschütze und getränkewart für das jubiläum. chapeau!
Ollo: 2-, je länger das spiel dauerte umso besser kam ollo ins spiel, erzeilte das beruhigende 4:1 und stellte den sieg sicher. killer!
Igor: 3+, starker beginn mit zwei beinschüssen am stück. wurde jedoch vom gegner schnell zugestellt. fand leider nicht seine normalform. wie immer ein sympathischer jubler und mitspieler
Bernd: 1, geringe laufwege, kein fehler! perfekt
Marco: 1, kein laufweg, auch kein fehler! guter schiri in der ersten hälfte (kein pfiff), zweite halbzeit nur noch kritiker bzw. motivator.
chefkritiker marco lattek
Mensch Marco, was soll denn dieses Elaborat in einem Kommentar? Das muss doch wohl ein eigener Text sein.
Hab ich Dir den Bericht „weggenommen“, oder hast Du -was ich hoffe- nur auf den Kritikerhinweis reagiert?
🙁
@manu:
einziges problem bei meiner bewertung: ca. 250 € ins phrasenschwein.
dennoch, ich bin stolz ein teil dieser jahrhundertmannschaft zu sein und werde es nie verlassen (bis eben irgendein oligarch wieder geld übrig hat!)
Ich bestehe drauf das man diese Umfrage (man on the Match) am Mittwoch abend auswertet . Selbst der Marco Lattek muß dann, so wie es aussieht, zugeben das er nicht das Fußballspiel am letzten Mittwoch angeschaut hat.
@igor:
wie ich dich kenne, wirst du dich am nächsten mittwoch in bestform präsentieren.
außerdem werden wir dich nach einem „schlechten“ spiel nicht sofort auf die transferliste setzen.
übrigens igor, ich glaube nicht, daß deine 175 angehörigen, die jetzt bei der man of the match abstimmung auf deinen hinweis hin mitmachen müssen, das spiel gesehen haben, gell!
Marco, Deiner 3+er-Bewertung für Igor stimme ich nicht zu. Mich hat es aufgebaut und meine Starre des Respekts gelöst, dass Igor gleich zu Beginn des Spiels in seiner unvergleichlichen Art gegen mehrere Gegner angetreten ist. Das war für die Psyche der Mannschaft extrem wichtig.
@meister:
zugegben, die 3+ für igor, aber auch die 2- für ollo sind hart, allerdings wurden beide um eine halbe note abgewertet weil sie ihr gewohntes leistungsniveau nicht ganz erreicht haben. von sogenannten schlüsselspieler wird eben bei so einem wichtigen spiel deutlich mehr erwartet.
natürlich habe ich bem warmmachen schon gespürt, dass ich an dem tag nicht in form bin und habe daher eine zerrung vorgetäuscht um einer schlechten benotung zu entfliehen. das macht eben die erfahrung aus!
Lieber Marco, meinst du wirklich das ich meine Angehörige mit Kelschblog belästige. Mein „man on the match“ war Ralf und in dieses Kästchen habe ich den Punkt gesätzt. Wo meine 6 Stimmen her kommen, da solltest du dir gedanken machen. Ich will nicht damit sagen das ich man on the match war, aber wie Mester schon meisterlich bemerkt hat waren meine stärken am Mittwoch wo anders. Wie z.b. Motivation,provokation, spekulation…. Das sieht man halt nicht an der Aussenlinie 🙂
Lieber Igor,
ok, Du kriegst die 1! Das Ganze war mich natürlich an der Aussenlinie total entgangen.
Zudem war mir nicht klar, dass Du Dich so sehr in den Dienst der Mannschaft stellst und eher tiefenpsychologisch agiert hast.