Unter normalen Umständen und je nach Berichterstatter hätte Manu an jenem Mittwoch vielleicht eine Chance haben können, Man of the Match zu werden. Dreimal getroffen, an drei weiteren Toren beteiligt, das ist ja eigentlich gar nicht so schlecht. Wenn man, selbstredend, diese typische Fokussierung, um nicht zu sagen Reduktion, des Spiels, zumindest aber der Man-of-the-Match-Eligibility, auf Torerfolge mal außer Acht lässt. Fabio Cannavaro kann ja nicht überall sein.
Unter normalen Umständen hätte besagter Manu dann aber doch das Nachsehen gehabt, weil ein anderer eine noch einmal deutlich höhere Man-of-the-Match-Eligibility vorzuweisen hatte: Steffen, der beeindruckende fünf Tore selbst schoss und die anderen drei auflegte. Sauber. Den hätte auch Fabio Cannavaro nicht aufgehalten.
Tja, unter normalen Umständen. Die hatten wir aber nicht. Erstmals seit vielen Monden war Obi wieder am Start, und natürlich voller Motivation. Nachdem er anfänglich noch aus einer etwas zurückhängenden Position die Angriffe seiner Überzahlmannschaft eingefädelt hatte, rückte er zunehmend weiter nach vorne und schoss dort aus ziemlich vielen Rohren.
Die geneigte Leserin mag sich an dieser Stelle fragen, wie es überhaupt dazu kommen konnte, dass Obi in Überzahl spielte, und um der Wahrheit die Ehre zu geben: Mir ging es genauso. Was wieder einmal verdeutlicht, wieso nicht ein Möchtegernauskenner wie ich, sondern ein Könner wie Thomas die Teams buildet. Hat er gut gemacht. Und auch noch gut gespielt. Man-of-the-Match-Eligibility? Durchaus ausgeprägt. Wie übrigens auch bei Domas, dessen zähe, häufig erfolgreich geführte Duelle mit Obi in jedem TV-Spielbericht zum roten Faden getaugt hätten. Nicht aber zum Man of the Match.
Vielleicht kurz zum Ablauf: Steffen eröffnete für orange aus der Halbdistanz, Obi für bunt überlegt von der Strafraumkante. Der Meister brach über rechts durch und spielte einen ziemlich coolen Querpass auf Ralf, 2:1. Steffen ließ Manu dann zweimal keine andere Wahl, als erfolgreich abzuschließen, und erhöhte selbst dank eines kurz zögernden Torwarts auf 4:2. Danach kommt die Reihenfolge ein bisschen durcheinander, bunt traf wiederholt nach Quer- bzw. Rückpässen von der Grundlinie, mal war es Tantieme, mal, äh, ein anderer, zudem Obi nach einem Ballverlust von Steffen, der dessen motmeligibility merklich reduzierte.
Das fünfte orangene Tor erzielte Manu aus der Distanz, das sechste Steffen per Neunmeter, das siebte wieder Steffen am Ende eines Konters, den er selbst eingeleitet hatte, und das achte, genau, Steffen nach schöner Ablage durch Domas.
Falls jemand den Überblick verloren hat: 8:7 für orange. Aber immer noch kein Man of the Match. Wobei die Erfahrung ja zeigt, dass die Eligibilitykurve neben der Trefferquote ein zweites Maximum aufweist: die Torverhinderungsquote. Will sagen: Als Torhüter stehen die Chancen gar nicht so schlecht. Müsste man mal genauer untersuchen, Optadingens, aber nicht heute. Oder an jenem Mittwoch, an dem der orangene Torhüter nicht nur Obi, sondern die gesamte bunte Offensive zur Verzweiflung trieb.
Marcus warf sich mit allem, was er hatte (verdammt viel!) in alles, was kam (noch mehr!). Und sehr häufig behielt er die Oberhand. Wie einst Manuel Neuer in Porto, die Älteren (oder die Schalke-Anhänger, so hier welche mitlesen) werden sich erinnern.
Wie auch immer: Marcus‘ motmeligibility lag aus meiner Sicht und wohl auch, den anschließenden Innenrauminterviews (Innenraum? Ich hör immer Innenraum! Corona, ey!) zufolge, aus der zahlreicher beim Torabschluss gescheiterter bunter Spieler, noch etwas über Steffens.
Heftig. An acht von acht beteiligt und doch nicht gewonnen. Fast wie Carl Lewis bei der WM 91 im Weitsprung. (Fragen Sie nicht. Synapsen.)
Bunt 7:8 Orange
Bunt: Albin, Armin, Bernhard, Meister, Obrenko, Ralf, Tantieme
Orange: Albrecht, Domas, Manu, Marcus M., Steffen, Thomas
Man of the Match: Marcus.