Kein Rant (08.05.2019)

Hätte ich den Spielbericht unmittelbar am letzten Donnerstag geschrieben, stünde hier möglicherweise ein Rant zu vergebenen Großchancen, undisziplinierter Abwehrarbeit, verschossenen Elfmetern garniert mit einer Debatte über Führungsspieler. Zu unnötig erschien nicht nur dem Berichterstatter die Niederlage gegen keinesfalls bessere, sondern allenfalls geschickter als Mannschaft agierende Orangene. Irgendeine Weisheit – Google ist sich unsicher, ob dieser Satz aus Schweden oder China oder von einem sonst woher stammenden Aphoristiker stammt – besagt, die Erinnerung male mit goldenem Pinsel. Daher kann dieser Spielbericht heute vergleichsweise gefasst und objektiv ausfallen.

Zu einem der besonderen Mythen im Fußball zählt die These, dass der Gefoulte besser nicht selbst zum Strafstoß antreten sollte. Einzelne Beispiele, die diese Behauptung zu stützen scheinen, dürfte jeder von uns in Erinnerung haben. So war ein buntes Raunen zu vernehmen, als sich der von Niki aus dem Weg geräumte Tantieme kurz vor Schluss beim Stand von 6:7 blutüberströmt zur Ausführung des Strafstoßes schleppte. Allerdings schnappte sich auch sonst niemand den Ball. Und die Statistik sprach ebenfalls nicht gegen Tantiemes Vorhaben. Oliver Kuss und sein Team von der Universität Halle-Wittenberg haben in einer (zugegebenermaßen aus dem Jahr 2007 stammenden) Studie 3.768 Elfmeter untersucht, die zwischen 1963 und 2007 in der Bundesliga geschossen wurden. Die Trefferquote von nicht-gefoulten Schützen liegt demnach bei 74 Prozent. Jene von gefoulten Schützen bei 72 Prozent. Diese Differenz sei allerdings statistisch zu vernachlässigen, da sie sich im Bereich der zufälligen Abweichung befindet. Hinzu kommt, dass auch der orangene Steffen Igor (danke für den Hinweis) zuvor einen nicht an ihm begangenen Strafstoß an den Pfosten, statt ins Netz setzte. Die Frage, ob wer anders diesen Strafstoß tatsächlich verwandelt hätte, ist also müßig.

Wenn man die Dinge mit ein paar Tagen Abstand betrachtet, haben also nicht nur beide Mannschaften einen Elfmeter verschossen, sondern auch Murmeltore kassiert, die man eigentlich nicht bekommen darf (der bunte Kullerball, der zum 2:1 führte sei hier ebenso genannt wie Steffens Fernschuss von der Mittellinie, der sich ins Tor senkte). Chancen zum Sieg – oder zumindest zu einem Unentschieden – hatte Bunt mehr als reichlich. Allein in der Schlussphase scheiterte der Berichterstatter zweimal selbst (einmal kassierte Igor dabei einen harten Wirkungstreffer auf die Leber, was später durch Albins Bier geheilt werden musste), übersah einmal den besser positionierten Thomas und musste zusehen, wie der zuvor so treffsichere Roman ganz am Ende einen ordentlich in den Rückraum gelegten Ball neben das Tor setzte. Zahlreiche weitere vergebene Chancen von Bunt ließen sich mühelos ergänzen.

Zuvor hatte Bunt stets geführt. Die meiste Zeit des Abends zwar nur mit einem Tor Vorsprung (außer beim zwischenzeitlichen 3:1), aber eben doch in der trügerischen Gewissheit, das Spiel schon irgendwie gewinnen zu werden. Orange hingegen spielte solide. Nicht mehr, aber auch nicht weniger, ließ sich nie abschütteln und kam nach der jeweiligen Führung der Bunten immer wieder postwendend zum Ausgleich. Mit dem Tor zum 6:7 ging Orange dann kurz vor Schluss erstmals in Führung, bis es zu dem geschilderten Strafstoß an Tantieme kam. In den letzten paar Minuten warf Bunt alles nach vorne, schaffte aber den Ausgleich nicht mehr, sondern kassierte in der letzten Szene des Spiels das 6:8.

Der neutrale Zuschauer Götz sprach im Anschluss von einem sehenswerten und intensiven Fußballspiel.  Jedenfalls sind wir schöne und grundgescheite und gerade richtig dicke Männer in ihren besten Jahren. Herzlichen Glückwunsch auch noch einmal von dieser Stelle an Jochen zum 50. Geburtstag!

 

Bunt 6:8 Orange

Bunt: Armin, Manu, Marcus M., Roman, Thomas, Tantieme, Tobi H.

Orange: Albin, Albrecht, Igor, Meister, Niki, Ralf, Steffen

Man of the Match: Keine leichte Entscheidung zwischen Igor und Steffen. Ich entscheide mich für Steffen, weil sein Tor aus handgemessenen 78 Metern die Stimmung bei Bunt entscheidend kippen ließ und die Moral der Bunten brach. Außerdem verschoss er keinen Elfmeter.

 

3 Gedanken zu „Kein Rant (08.05.2019)“

  1. Merci vielmals, Marcus. Stimme zu, dass Ihr schön und grundgescheit und gerade richtig dick seid. Oder wie es ein Ebeluler vor mehr als 30 Jahren einmal in aller Bescheidenheit formulierte: Wir sind intelligent, sympathisch, gutaussehend.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert