Möglicherweise habe ich, weil ich die Geschichte so gerne mag, hier schon einmal von meinem Freund Frank erzählt, einem Journalisten, der noch zu seiner aktiven Zeit als Fußballspieler eine publizistische Chance entschlossen ergriffen hat, als sie sich ihm bot. Er berichtete zu jener Zeit für den Südkurier über die Bezirksliga Bodensee – in der er auch selbst spielte, Compliancefragen interessierten damals noch nicht so sehr. Zu seinen Pflichten zählte selbstverständlich die Pflege der Torjägertabelle, die jeden Dienstag veröffentlicht wurde. Der Platz war in der Regel nicht sehr reichlich, meist reichte es so ungefähr für die ersten 10 der Liste, oft musste inmitten einer Reihe von Spielern mit gleich vielen Toren abgeschnitten werden.
Und so ergab es sich eben einmal, dass die Liste ungefähr so aussah:
17 Horvat (FC Welschingen-Biningen)
14 Demirekin (Türk. SV Konstanz)
11 Ureta (VfB Stockach II)
10 Catediano (CFE Indep Singen)
10 Reichle (SV Denkingen)
8 Mühlherr (SV Boll-Krumbach-Bietingen)
8 Riedle (SV Litzelstetten)
7 Martin (SV Aach-Eigeltingen)
6 Kiesewetter (SC Gottmadingen-Bietingen)
6 Renner (SV Orsingen)
0 Heine (VfR Stockach II)
Zu viele mit fünf Toren bei nur einer Zeile, da muss man als Berichterstatter eine Chance nicht nur erkennen, sondern sie auch mal konsequent ergreifen.
(Offenlegung: Ich bezweifle, dass die genannten Spieler jemals zur selben Zeit gemeinsam in der Liga gespielt haben.)
Interessiert Euch nicht? Guter Punkt. Also zum letzten Mittwoch: Trotz einiger virusbedingter und auch sonstiger Ausfälle standen bei fantastischem Fußballwetter nahezu pünktlich 12 Kicker auf dem Platz. Das war schön.
Gleich zu Beginn wehrte Marcus einen Schuss aus kurz Distanz mit neueresk ausgefahrener, neu behandschuhter Hand ab und ließ die Orangenen gar Förchterliches für den weiteren Verlauf erahnen. Glücklicherweise war er dann doch zu bezwingen, orange ging aus der Distanz in Führung und hatte etwas mehr vom Spiel, doch Roman nutzte einen Unachtsamkeit von Innenverteidiger Igor im Stile eines Torjägers zum Ausgleich.
Der angeblich noch vom Virus geschwächte Igor prägte auch sonst diese Phase des Spiels und war eine Zeit lang an jedem Tor beteiligt. Zunächst traf er nach tollem Dribbling zum 2:1, legte nach einem vom eigenen Tor weg sehr schnell vorgetragenen Angriff so quer, dass Manu nur noch zum 3:1 einzuschieben brauchte, ließ sich als Torwart von Steffen zum 3:2 ein bisschen übertölpeln und mischte schließlich die bunte Abwehr derart auf, dass Ralf nach seinem Rückpass von der Torlinie nicht verfehlen konnte: 4:2. ErneutRalf traf zum 5:2, glaube ich, womöglich noch einmal auf Pass von Igor, schließlich noch Manu, vermutlich ohne Igors Zutun, mit einem Doppelpack zum 7:2 gegen Roman, der aber, wie sich nun herausstellte, bereits angeschlagen war.
Roman schied also verletzt aus, Armin wechselte zu den Bunten, die fürderhin in Überzahl agierten und in der Folge auf 7:4 verkürzten. Vermutlich liegt es in der Natur der Sache, dass sich der Chronist hinsichtlich der bunten Tore als ein nachlässiger erweist und zwar noch Albrechts engeschubsten Kopfballtreffer im Sinne, ansonsten aber kaum noch Treffer vor Augen hat.
Im Gegensatz zum orangenen 8:4, dem möglicherweise für den weiteren Verlauf entscheidenden Tor, weil es der erträumten bunten Aufholjagd erst einmal Einhalt gebot: Henry ließ den letzten Mann der Bunten stehen und schob den Ball überlegt zwischen Torwart und Pfosten ein – diesbezüglich scheint der Apfel, eingedenk des (mindestens!) an diesem Abend fortwährenden Versagens seines Vaters in Eins-gegen-eins-Situationen, dann doch recht weit vom Stamm gefallen zu sein.
Verzeihung, Familiengedöns. Blicken wir lieber auf das Phantomtor zum 9:4. Der Ball war tatsächlich nicht drin; dass die Anzeigetafel dennoch weitergedreht wurde, lag daran, dass ein wahrscheinliches Tor durch ein Handspiel des Torwarts außerhalb des Strafraums verhindert wurde. Respekt an Marcus, der nach seinem Reflex keine zwei Meinungen zur Bewertung der Situation zuließ.
Bunt holte in der Folge wieder ein bisschen auf, bei 9:6 wurde orange nochmals leicht nervös, hatte aber ehrlich gesagt das Glück, dass die Bunten ihre Überzahl nur sehr zurückhaltend in ein Pressing ummünzten, welches orange vermutlich noch einmal ganz anders unter Druck hätte setzen können. Als dann Igor mit energischem Nachsetzen das 10:6 erzielte, schien das Ding durch zu sein, wie Jochen Breyer sagen würde.
Bunt sah das aber noch nicht ganz so, verkürzte auf 10:7 und witterte nochmals eine günstige Situation, als der im Tor gemeinhin nicht zwingend überragende Manu angeschlagen in selbiges musste und kurz darauf auch gleich von Steffen zum 10:8 getunnelt wurde. Orange verteidigte aber engagiert, und so konnte Manu bei ein paar Versuchen aus etwas größerer Distanz seinen Kasten sauber und den orangenen Sieg festhalten.
Jede Wette, dass dieser Satz so, auch sinngemäß, noch nie von jemandem gesagt, geschweige denn in diesem Blog aufgeschrieben wurde. Da muss man als Berichterstatter auch mal eine Chance erkennen und ergreifen.
Bunt 8:10 Orange
Bunt: Albrecht, Bernhard, Marcus M., Roman, Steffen, Gast Markus
Orange: Armin, Igor, Manu, Meister, Ralf, Gast Henry
Man of the Match: Zunächst hatte ich an Igor gedacht, der zwischen den angekündigten Verschnaufpausen ein paar sehr schöne und vor allem auch zum Ziel führende Dribblings zeigte: auch der Meister hatte, vor allem im Tor, speziell zu Beginn eine Reihe starker Momente.
Dass es letztlich ein Spieler der unterlegenen Mannschaft wird, liegt an dem Zeichen, das er gesetzt hat: Hatten wir, vereinzelt durchaus zu meinem Verdruss, lange nicht, dass bei einem verhinderten Tor selbiges kurzerhand doch gewertet wird, zumal bei doch noch recht großer Entfernung zum Tor und Restzweifeln hinsichtlich der Flugkurve. Danke, Marcus.
(Schon klar, dass Du lieber aus anderen Gründen gekürt würdest.)