Es war angerichtet!
14 Kelschs, dazu ein Kelsch der zweiten Generation, also endlich mal wieder ein gut gefüllter Platz, lauter gut gelaunte Urlaubsrückkehrer, das Wetter ein Träumchen, was wollte man mehr?! Ok, man hätte vielleicht etwas zügiger die Teams bilden können, aber man hatte ja Zeit, was sollte schon schiefgehen.
Die vier oder fünf jungen Leute, die unser eines Tor bespielten und um Aufnahme baten, wiesen wir mit Verweis auf besagten gut gefüllten Platz ab, nun galt es also nun noch die Mannschaften zu bilden. Ah, die Prager hatten abgesagt, ok, aber da sprang doch schon seit zehn Minuten einer auf deren Platzhälfte herum, und, oh, da kam noch ein zweiter, und jetzt kam der auch noch zu uns herüber, und, Mist.
Es war angerichtet, aber irgendwie war jetzt doch alles anders. Natürlich war es keine Option, die Prager abzuweisen, zu oft hatten sie uns schon aufgenommen, Ehrensache und so, und die Option, die beiden Prager mit den abgewiesenen jungen Leuten zu verkuppeln, zog auch nicht so recht, und schon waren wir nicht mehr 15, sondern 17. Wird eng auf dem halben Platz, technisch viel zu anspruchsvoll, da könnte man doch auch der Länge nach, vielleicht von Sechzehner zu Sechzehner, aber na ja, wenn man auf das große Feld spielt, dann verliert die Argumentation, man habe zu viele Leute auf dem Platz, deutlich an Gewicht, und so wurden die genannten vier oder fünf jungen Leute doch noch eingeladen, also 21 oder 22, nun, da kann man dann ja auch die ganze Länge, oder nicht, oder ganze Länge mit kleinen Toren, oder an den Fünfer statt den Sechzehner, oder wie, oder was.
Ok, Großfeld. Bunt aus reiner Kelschsicht recht spielstark aufgestellt, orange in Überzahl und mit jungen Leuten, könnte vielleicht passen, vielleicht auch nicht. Erst nach einigen Spielminuten stellte dann zumindest der Berichterstatter fest (war ich der einzige?), dass von den jungen Leuten ja doch nur zwei am Start waren – die anderen seien, wie ich dann erfuhr – nach Hause gegangen, und so spielten wir also 9 gegen 10 auf das große Feld, was uns zwar Platz für die Ballannahmen, aber auch für die ganz langen Wege ließ.
Ralf brachte bunt mit zwei Toren in Führung, die etwas zusammengewürfelten Orangenen brauchten ein Weilchen, um sich zu finden, meldeten sich dann aber im Spiel an und glichen zum 2:2 aus, zumal sich auch die jungen Gäste zunehmend aktiver einbrachten und eine Ahnung höherer Geschwindigkeit vermittelten.
Zu diesem Zeitpunkt war bereits die Abseitsregel in Kraft getreten, nachdem gleich zu Beginn einzelne heikle Situationen aus, wie soll ich sagen, Marco-Kleinfeld-Moves, oder eben nicht Moves, sondern Stay-up-fronts, entstanden waren. Dass die Abseitsregel in den vergangenen Jahren eine Reihe von Änderungen erfahren hat, war dabei nicht unsere größte Herausforderung; vielmehr sind wir den Umgang mit Abseits schlichtweg nicht gewohnt, angefangen bei der Frage, wer es anzeigen darf (die übliche Delinquent-sagt-an-Regel funktioniert nicht noch weniger als bei Fouls), über die mangelnde Übung beim Einschätzen gegenläufiger, hüstel, Sprintbewegungen, bis hin zur altersbedingt nachlassenden Sehschärfe.
Was also zu nicht immer übereinstimmender Einschätzung von Angriffssituationen insbesondere der Bunten führte, die auf eine orangene Abwehr trafen, deren konsequente Umsetzung der Abseitsfalle an Belgien unter Guy Thys erinnerte. Der aber etwas mehr Zeit gehabt hatte, sie einzuüben, und zudem gut ausgebildete Schieds- und Linienrichter. Womit das Thema Abseits abgehakt sein und zur Bewertung des weiteren Spielverlaufs lediglich im Hinterkopf behalten werden soll.
Bunt ging durch einen der Prager Gäste, Thommy, aus möglicherweise abseitsverdächtiger (Mist, habe ich es doch noch mal erwähnt. Jetzt aber!) Position in Führung, kurz danach musste auf orangener Seite Bernhard verletzungsbedingt die Segel streichen. Gute Besserung! Da nun Gleichzahl herrschte, wurde auf eine Veränderung der Mannschaften verzichtet (auch wenn ein junger Orangener anbot, sich den Bunten anzuschließen), und so gelang es bunt, die günstigere numerische Verteilung zu zwei weiteren Toren zu nutzen.
Doch orange hatte sich geschüttelt und entwickelte nun seinerseits mehr Torgefahr, und wenn Igor in einzelnen Situationen nicht überaus mannschaftsdienlich selbstlos abgespielt, sondern selbst abgeschlossen hätte, wäre der Ausgleich wohl drin gewesen. So aber gelang es bunt, das seine eigenen Angriffssituationen nicht mehr so konsequent zu Ende spielte, sich aber auf den an diesem Tag treffsicheren Ralf verlassen konnte, stets mindestens ein, meist aber zwei Tore Vorsprung zu halten.
7:5. Das vermeintliche 8:5 wurde wegen einer Abseitsposition aberkannt.
Die anschließenden Gespräche waren zum einen vom Für und Wider einer Abseitsfalle, zum anderen von der Berichterstattung aus einem Fußballstadion in Reykjavík geprägt. Nebenbei sei der Kelsch-Generationswechsel ein kleines Stückchen konkreter geworden.
Bunt 7:5 Orange
Bunt: Armin, Bernd, Harald, Manu, Ralf, Roman, Steffen, Gast Henry, Gast Thommy
Orange: Albin, Albrecht, Bernhard (bis 45. (wenn man die Spielzeit auf imaginäre 90 Minuten hochrechnet)), Igor, Marcus M., Meister, Niki, Gast Hasi, Gast Lennart, Gast Marc(o)
Man of the Match: Ralf. Durchsetzungsfähig, treffsicher, regelfest.
Fazit: Rückblickend war es (aus verzerrender Siegersicht betrachtet) dann doch ein okayer Fußballabend, nachdem die Unzufriedenheit zum Anpfiff gegen, na ja, 20.25 Uhr mit Händen zu greifen gewesen war. Die These, dass uns ein rechtzeitiges Teambuilding inklusive Anpfiff das Leben leichter gemacht hätte, kann nicht überprüft werden, scheint aber nicht völlig abwegig.
Vielleicht wollen wir doch mal wieder anstreben, um 19.55 Uhr spielbereit auf dem Platz (oder daneben, falls er noch belegt ist) zu sein und um 20 Uhr anzupfeifen, völlig unabhängig von den Geschehnissen rund um den Platz oder auf der anderen Platzhälfte? #Ollo #Date