Kehrwoche II (21.08.2019)

Medienberichten zufolge soll Jürgen Klinsmann neuer Trainer von La Tri werden. Wenn er noch Tipps braucht, könnte er auch einfach Ralf anrufen. Nach dem Spiel saßen wir vier Kelschs vor der Kabine und lauschten Ralfs Anekdoten aus seiner Zeit in Ecuador. Es war ein heißer Sommerabend und wir hatten reichlich eiskaltes Bier

Vom Spiel selbst ist mir kaum noch etwas in Erinnerung. Wir wurden, wie in diesem Sommer häufiger, von den Pragern herzlich aufgenommen und verteilten uns auf die beiden Mannschaften. Der Berichterstatter wurde, so jedenfalls sagt es sein digitales Gedächtnis, im Tor häufig angeschossen, während Ralf vorne mehrere Treffer erzielte.

Schade, dass Adolfo Valencia Kolumbianer ist. El tren wäre auch für Ralf ein hübscher Spitzname.

 

Bunt 4:10 Orange

Bunt: Albrecht, Igor, 5 Prager

Orange: Marcus M., Ralf, 5 Prager

Man of the Match: Ralf. Tore und Anekdoten.

Historische Pleite (14.08.2019)

Mehr als zwei Monate sind vergangen. Jetzt kann ich darüber schreiben. Oder zumindest ein Gedächtnisstenogramm anfertigen. Ja, ich war Teil einer Mannschaft, die eine historische Pleite verarbeiten musste. Auch die ältesten Haudegen unter den Kelschs konnten sich an solch ein Desaster nicht erinnern. 0:6. In Worten: Null zu sechs.

11 Prager und 7 Kelschs spielten in gemischten Teams erst von 16er zu 16er, dann von 5er zu 16er. Lange Zeit stand es 0:0. Zwei Situationen, in denen Bunt den Ball nicht aus der Gefahrenzone bekam oder abprallende Bälle vor den Füßen eines Orangenen landeten, brachten die 2:0 Führung. Bunt kam mit der Größe des Spielfeldes nicht zurecht. Die Raumaufteilung stimmte hinten und vorne nicht. Spieler mit bunten Joghurtbechern statt schwarzen Kickstiefeln an den Füssen verloren sich und den Ball in unsinnigen Einzelaktionen. Zwei unnötige Konter später stand es 4:0.

Der Meister machte alles richtig und wechselte – im Tausch gegen einen Prager – die Seiten. Die Zeit lief den Bunten nun davon, um zumindest noch das eine, das ehrenrettende Tor zu erzielen. Die Versuche wurden hektischer. Der Ball wurde nur noch nach vorne gedroschen. Die wenigen klaren Chancen kläglich vergeben. Der Berichterstatter, zum Beispiel, setzte völlig freistehend einen Kopfball aus drei Metern neben das Tor.

Wieder ein Konter. 5:0. Auch schon egal, gut fünf Minuten noch. Alles nach vorne. Aluminium. Herrgottzack. Noch ein Konter. 6:0.

Abpfiff. Entsetzte Gesichter. Betretenes Schweigen. Selbst die Sieger feierten ihren historischen Triumph eher still.

Wie gut, dass so ein gemischtes Spiel mit den Pragern nicht in die Statistik eingeht. Oder? ODER?

 

* erst leise schluchzend, dann bitter weinend ab *

 

Bunt 0:6 Orange

Bunt: Armin, Marcus M., Meister, Tantieme, 5 Prager

Orange: Albrecht, Harald, Ralf, 6 Prager

Man of the Match: Harald. So steht es in der Kelschdatenerfassung. Dann wird es auch so gewesen sein.

Hoch flanken, hoch gewinnen (09.10.2019)

Nach Wochen der (überwiegend selbstverschuldeten) Abstinenz ist es einfach wunderbar, wenn an einem kühlen, regnerischen Herbstabend das Flutlicht angeht und der Ball wieder rollt. Herzleaugen.

Insbesondere dann, wenn es aus der Torwartperspektive auch noch ansehnlichen Fußball der eigenen Mannschaft zu bestaunen gibt. Das 1:0 nominiere ich hiermit zum Tor des Monats Oktober. Nach einem schnell ausgeführten Abwurf zog Steffen im Zentrum zwei Gegenspieler auf sich und steckte den Ball mit einem perfekt getimten Pass auf Thomas durch. Dessen Sturmlauf die rechte Außenbahn entlang mündete in eine butterweiche, zentimetergenaue Flanke auf Ralf, der diesen herrlichen Angriff mit einem wuchtigen und platzierten Kopfball vollendete. Herzleaugen.

Die Führung währte allerdings nur kurz. Zu tief ließ sich die Unterzahlmannschaft in die eigene Hälfte zurückdrängen und Harald konnte mit einem Schlenzer von der Strafraumgrenze ausgeglichen. Der Meister besorgte mit der Pike ins kurze Eck das 2:1 für Orange und diesem Rückstand rannte Bunt in der Folge lange hinterher. Gelang einmal der Ausgleich, schlug Orange sofort wieder zurück. Beim Stand von 7:7 drehte sich das Spiel zugunsten von Bunt. Deren Konter wurden genauer und schneller. Hinzu kamen insgesamt drei bunte Kopfballtore (eines davon nach vorheriger – zugegebenermaßen ziemlich großmäuliger – Ankündigung) sowie ein erzwungenes orangenes Eigentor nach einem Eckball. Insgesamt war es eine starke Mannschaftsleistung: Alle Bunten trafen. In einem engen und umkämpften Spiel fehlte Orange etwas Tempo und Genauigkeit, um die Überzahl noch besser auszuspielen.

Hätte Igor allerdings beim Stand von 10:8 für Bunt den Platz nicht verletzungsbedingt verlassen müssen, wäre sicher auch die Schlussphase spannender geblieben. So war das Spiel letztlich gelaufen. Orange wollte die Mannschaften verständlicherweise nicht mehr ändern, während sich Bunt nur kurz Einlullen ließ, den Sieg aber letztlich überzeugend über die Runden brachte. Es passte ins Bild, dass Orange in der Schlussminute einen Strafstoß an den Pfosten setzte.

Im Dunkeln ohne Bier zu duschen haben wir ausprobiert. Das müssen wir  nicht wiederholen. Und für Darko und sein Team gibt es für diesen Abend auch keine Herzleaugen.

 

Bunt 12:9 Orange

Bunt: Marcus M., Ralf, Steffen, Thomas, Tobi H.

Orange: Albrecht, Armin, Harald, Igor, Meister, Tantieme

Man of the Match: Thomas stellte zwei gleichwertige Mannschaften zusammen und sprintete, obwohl er zunächst nur Joggen wollte, die rechte Außenbahn hoch und runter. Vor allem aber waren seine präzisen Flanken und Eckbälle spielentscheidend.

Ebbe (19.06.2019)

Es war der erwartete Tiefststand, der sich die Tage davor schon – teils form- und/oder fristgerecht angekündigt – bereits andeutete. Fünf Kelschs waren Minusrekord für 2019. Mehr Ebbe war auch nicht in Wien (bzw. in der Strache-Villa auf Ibiza), auf Malle, an diversen Seen und Meeren oder am Arsch der Heide im Grenzgebiet zwischen Schweden und Norwegen (hier auch nochmal herzlichen Glückwunsch, Michael!).

Insofern war klar, dass ein Spiel Kelschs gegen Prager keinen Sinn ergeben würde, auch wenn Igor gerne den Doppelpack geschnürt hätte. Die Kelschs wurden auf die zahlreich erschienenen Prager verteilt. Albrecht, Harald und Igor waren mit zunächst vier Pragern in Unterzahl und der Meister sowie der Berichterstatter mit sechs Pragern in Überzahl.

Eine durchaus ausgewogene Mannschaftseinteilung: Die bunte Mannschaft in Unterzahl führte schnell mit 1:0, Rot (f.k.a.s. Orange) war etwas lahmarschig in den heißen Abend gestartet, aber durchaus ballsicher. Insofern war Orange durchaus optimistisch, die Dinge im Laufe des Abends noch regeln zu können, auch ohne sich bei etwa 30° und schwüler Hitze komplett zerstören zu müssen. Plötzlich tauchte allerdings noch der 16. Spieler auf, was dazu führte, dass sich Orange einer ursprünglich nicht vorhergesehenen geballten Offensivkraft erwehren musste.

Dies gelang erstaunlich gut. Man lief dann doch so weit die Füße trugen. Der Meister, frisch mit einem matt-schwarzen Gürtel in Dingsbums ausgezeichnet, verteidigte alles. Der Berichterstatter wurde im Tor gelegentlich angeschossen (wobei in der Hitze viel durchgewechselt wurde). Bei den Bunten lauerte Igor gerne in abseitsverdächtiger Position, konnte sich gegen die vielbeinige Abwehr aber selten zum Torabschluss durchdribbeln. Spielentscheidende Aktionen hatte er trotzdem. Harald agierte gewohnt souverän im defensiven Mittelfeld, ohne jedoch nach vorne Akzente setzen zu können. Geburtstagskind Albrecht überzeugte als Linksverteidiger seines Teams, ließ nichts anbrennen und tauchte dann und wann sogar gefährlich im orangen Strafraum auf.

Chancen gab es auf beiden Seiten zuhauf. Als es in die Schlussphase ging, führte Orange mit 3:2. Ein Ballverlust in der Vorwärtsbewegung gegen die entblößte und konditionell am Stock gehende orangene Hintermannschaft besiegelte das leistungsgerechte Unentschieden.

 Bunt 3:3 Orange

Bunt: Albrecht, Harald, Igor, 5 Prager (ab Minute 10.)

Orange: Marcus M., Meister, 6 Prager

Man of the Match: Albrecht. Feierte den Abend seines 29. Geburtstags standesgemäß auf dem Platz. Stand als Linksverteidiger stabil und hatte einen arschkalten Sixpack Hofbräu – mehr war ja leider nicht nötig – dabei, um die Eistonne zu ersetzen.

 

Kein Rant (08.05.2019)

Hätte ich den Spielbericht unmittelbar am letzten Donnerstag geschrieben, stünde hier möglicherweise ein Rant zu vergebenen Großchancen, undisziplinierter Abwehrarbeit, verschossenen Elfmetern garniert mit einer Debatte über Führungsspieler. Zu unnötig erschien nicht nur dem Berichterstatter die Niederlage gegen keinesfalls bessere, sondern allenfalls geschickter als Mannschaft agierende Orangene. Irgendeine Weisheit – Google ist sich unsicher, ob dieser Satz aus Schweden oder China oder von einem sonst woher stammenden Aphoristiker stammt – besagt, die Erinnerung male mit goldenem Pinsel. Daher kann dieser Spielbericht heute vergleichsweise gefasst und objektiv ausfallen.

Zu einem der besonderen Mythen im Fußball zählt die These, dass der Gefoulte besser nicht selbst zum Strafstoß antreten sollte. Einzelne Beispiele, die diese Behauptung zu stützen scheinen, dürfte jeder von uns in Erinnerung haben. So war ein buntes Raunen zu vernehmen, als sich der von Niki aus dem Weg geräumte Tantieme kurz vor Schluss beim Stand von 6:7 blutüberströmt zur Ausführung des Strafstoßes schleppte. Allerdings schnappte sich auch sonst niemand den Ball. Und die Statistik sprach ebenfalls nicht gegen Tantiemes Vorhaben. Oliver Kuss und sein Team von der Universität Halle-Wittenberg haben in einer (zugegebenermaßen aus dem Jahr 2007 stammenden) Studie 3.768 Elfmeter untersucht, die zwischen 1963 und 2007 in der Bundesliga geschossen wurden. Die Trefferquote von nicht-gefoulten Schützen liegt demnach bei 74 Prozent. Jene von gefoulten Schützen bei 72 Prozent. Diese Differenz sei allerdings statistisch zu vernachlässigen, da sie sich im Bereich der zufälligen Abweichung befindet. Hinzu kommt, dass auch der orangene Steffen Igor (danke für den Hinweis) zuvor einen nicht an ihm begangenen Strafstoß an den Pfosten, statt ins Netz setzte. Die Frage, ob wer anders diesen Strafstoß tatsächlich verwandelt hätte, ist also müßig.

Wenn man die Dinge mit ein paar Tagen Abstand betrachtet, haben also nicht nur beide Mannschaften einen Elfmeter verschossen, sondern auch Murmeltore kassiert, die man eigentlich nicht bekommen darf (der bunte Kullerball, der zum 2:1 führte sei hier ebenso genannt wie Steffens Fernschuss von der Mittellinie, der sich ins Tor senkte). Chancen zum Sieg – oder zumindest zu einem Unentschieden – hatte Bunt mehr als reichlich. Allein in der Schlussphase scheiterte der Berichterstatter zweimal selbst (einmal kassierte Igor dabei einen harten Wirkungstreffer auf die Leber, was später durch Albins Bier geheilt werden musste), übersah einmal den besser positionierten Thomas und musste zusehen, wie der zuvor so treffsichere Roman ganz am Ende einen ordentlich in den Rückraum gelegten Ball neben das Tor setzte. Zahlreiche weitere vergebene Chancen von Bunt ließen sich mühelos ergänzen.

Zuvor hatte Bunt stets geführt. Die meiste Zeit des Abends zwar nur mit einem Tor Vorsprung (außer beim zwischenzeitlichen 3:1), aber eben doch in der trügerischen Gewissheit, das Spiel schon irgendwie gewinnen zu werden. Orange hingegen spielte solide. Nicht mehr, aber auch nicht weniger, ließ sich nie abschütteln und kam nach der jeweiligen Führung der Bunten immer wieder postwendend zum Ausgleich. Mit dem Tor zum 6:7 ging Orange dann kurz vor Schluss erstmals in Führung, bis es zu dem geschilderten Strafstoß an Tantieme kam. In den letzten paar Minuten warf Bunt alles nach vorne, schaffte aber den Ausgleich nicht mehr, sondern kassierte in der letzten Szene des Spiels das 6:8.

Der neutrale Zuschauer Götz sprach im Anschluss von einem sehenswerten und intensiven Fußballspiel.  Jedenfalls sind wir schöne und grundgescheite und gerade richtig dicke Männer in ihren besten Jahren. Herzlichen Glückwunsch auch noch einmal von dieser Stelle an Jochen zum 50. Geburtstag!

 

Bunt 6:8 Orange

Bunt: Armin, Manu, Marcus M., Roman, Thomas, Tantieme, Tobi H.

Orange: Albin, Albrecht, Igor, Meister, Niki, Ralf, Steffen

Man of the Match: Keine leichte Entscheidung zwischen Igor und Steffen. Ich entscheide mich für Steffen, weil sein Tor aus handgemessenen 78 Metern die Stimmung bei Bunt entscheidend kippen ließ und die Moral der Bunten brach. Außerdem verschoss er keinen Elfmeter.

 

Tre Liberi (17.04.2019)

Der Duden verlangt im Deutschen als Plural von Libero die Schreibweise „Liberos“. Der italienische Plural klingt aber um Längen schöner. Abgesehen von der klanglichen Ästhetik hat die für die Überschrift gewählte Sprache jedoch keinen Bezug zum folgenden Text.

In schöner Regelmäßigkeit werden Artikel verfasst, die sich mit der Rückkehr dieser seit Traianos Dellas bei der EM 2004 angeblich in Vergessenheit geratenen Position befassen. Meistens geht es dann um Spieler auf der Sechserposition wie Makoto Hasebe von Eintracht Frankfurt, statt um Weltstars vom Format eines Franco Baresi. Nun ja, Ästhetik und so. Erst kürzlich jedenfalls schrieb Oliver Fritsch einem lesenswerten Beitrag für Die Zeit dazu:

„Der Libero hieß, übersetzt, freier Mann, weil er ein Verteidiger war, der nicht verteidigte, nicht direkt zumindest. Er sah sich nämlich keinem Gegenspieler gegenüber, fürs Grobe hatte der Silberrücken seine Leute. Meist war der Libero ein bisschen älter und langsamer, auch sprang er nicht so hoch und war im Durchschnitt etwas zarter als seine Nebenmänner. Dafür hatte der Routinier mit dem Gefühl im Fuß und dem stabilen Statusbewusstsein alles im Blick.“

Orange hatte mit Albin, Armin und Martin gleich drei von exakt dieser Sorte (sofern bitte einfach die Begriffe „älter“, „langsamer“ und „zarter“ durch die Worte „routinierter“, „abgeklärter“ und „gazellenhafter“ ersetzt werden). Eine Dreier-Libero-Kette. Dinge, die die Fußballwelt bis dahin auch noch nicht gesehen hatte. Frei im Raum aufgebaut vor dem im Tor stehenden Berichterstatter.

Warum ich hier so ausschweifend aushole, hat einen einfachen Grund: Ich habe keinerlei Ahnung mehr, wie der Spielverlauf war und nicht weiß, was ich sonst schreiben sollte. Einzelne Gedankenfetzen sagen mir, dass Orange in Überzahl klar in Führung gegangen war. Trotz des pfeilschnellen Claus bei Bunt, der nach langer Zeit wieder einmal im Sturm wirbelte. Und der den drei Liberi alles an Stellungsspiel abverlangte, was sie mit all ihrer Erfahrung aufbieten konnten. Und das war viel: Stabil stand Orange. Man musste daher davon ausgehen, dass Bunt in Unterzahl nicht ernsthaft noch einmal ins Spiel zurückkommen würde. Also wurde Meister zur Mitte des Spiels beim Spielstand von 4:2 zu den Bunten transferiert. Die drei Routiniers mit dem Gefühl im Fuß und dem stabilen Statusbewusstsein schaukelten auch gegen die orangene Überzahl den Sieg nach Hause.

[Wird fortgesetzt. Vielleicht. Oder auch nicht.]

Bunt 5:7 Orange

Bunt: Bernd, Claus, Igor, Manu, Ralf, Roman, Tantieme, Meister (ab 45. Minute)

Orange: Albin, Armin, Harald, Marcus M., Martin, Meister (bis 45. Minute), Niki, Steffen

Man of the Match: Da ich mich für keinen der drei Liberi entscheiden kann, wähle ich Meister. Der so für die Wichtelstatistik von OptaManu statt des sicher geglaubten Sieges zumindest in eine persönliche Ehrung erhält.

[Text rückdatiert wg. Reihenfolge.]

Budenzauber (10.04.2019)

Wenn Kinder auf dem heimischen Platz kicken und sich trotzdem niemand bereit erklärt, einen Spielabbruch zu provozieren, muss man eben ausweichen. In diesem Fall in die Halle. Oder auf neudeutsch: In die Indoor Soccer Arena „Hall of Soccer“ in Leinfelden.

Hallenfußball. Da kommen schöne Erinnerungen hoch. In den neunziger Jahren gab es noch eine echte Winterpause. Um die lange Zeit zwischen dem Ende der Vorrunde und dem Beginn der Rückrunde zu überbrücken, wurde der Hallenfußball salonfähig gemacht. Mal eben nach Dubai flog noch niemand. Neben zahlreichen eintägigen Veranstaltungen gab es auch hochkarätige, mehrtägige Turniere wie das regelmäßige Hallenmasters in der Hanns Martin Slayer-Halle. Abgesehen vom hübsch anzuschauenden, technisch anspruchsvollen Gekicke war jedes Jahr ein Highlight die Lasershow zu John Miles „Music was my first love“. Hartgesottene Jungs aus dem A-Block schmolzen dahin. Eine ideale Veranstaltung, um sich nach den Feiertagen wieder ganz gemächlich auf die Rückrunde einzustimmen. Man trank Bier, schaute den VfB und Mannschaften, die man sonst nicht zu Gesicht bekam, tauschte mit anderen Fans Einschätzungen zur Rückrunde aus und freute sich, dass bald wieder richtiger Fußball beginnen möge.

Das Ganze endete abrupt, als der DFB 1998 mit der Reform des Hallenfußballs einen ernsthaften Wettbewerb, den DFB-Hallenpokal, etablieren wollte. Die Folge waren die verpflichtende Teilnahme aller Profiklubs, Qualifikationsturniere und extrem langweilige Finalturniere. Kein Budenzauber mehr, sondern taktisch geprägte Spiele, die niemand mehr sehen wollte. Anfang der Nuller-Jahre war der Wettbewerb am Ende und mit ihm der Hallenfußball in Deutschland.

Wie man ernsthaften, ergebnisorientierten Fußball und Budenzauber unter einen Hut bekommen kann, zeigten die elf Kelschs und Gast Sebastian gestern Abend. (Oder so ähnlich. Eine Überleitung jedenfalls, die Gerhard Delling auch nicht besser hinbekommen hätte.)

Orange hatte den Hallenfußball schneller begriffen und führte in schöner Regelmäßigkeit mit einem Tor Vorsprung. Jedes Mal, wenn sich Bunt herangekämpft und den Ausgleich erzielt hatte, ging Orange postwendend wieder in Führung. Das ging wohl bis zum 5:5 so.

Der Berichterstatter hat es dagegen mit dem aktiven Fußball unterm Dach überhaupt nicht. Mehrere Tore ins kurze Eck sowie ein von Tobi H. abgegebener Kullerball von der Mittellinie, der trotzdem ins Tor ging, sind Beleg genug dafür. Wenn eine Bande neben dem Pfosten ist, fehlt einem komplett die Orientierung, wo genau man eigentlich im Tor steht. Verschärfend kam hinzu, dass immer weiter gespielt wurde, auch wenn der Ball im Netz über der Bande an den Seitenauslinien, der Decke oder gar den Torauslinien landete. Persönlich wäre ich der Meinung gewesen, dass der Ball bei Netzberührung eingerollt werden sollte. So allerdings entwickelte sich ein schnelles, wildes Spiel. Budenzauber eben.

Was erstaunte, war die Intensität mit der wir zu Werke gingen. Ralf setzte seinen Körper gewohnt wirkungsvoll ein (und schoss aus allen Lagen), Albrecht fischte den Ball etwa zehnmal in Hüfthöhe aus dem Netz und Gast Sebastian musste an der Bande ordentlich einstecken, zögerte aber auch nicht, dagegen zu halten.

Nachdem Bunt etwa zur Hälfte des Spiels umstellte und mit Niki und Manu (oder zumindest einem von beiden) die Abwehr stabilisierte, war man weniger anfällig. Orange verteidigte dagegen zusehends undisziplinierter und langsamer. Die Bunten konnte die Führung  auf bis zu fünf Tore ausbauen und nur durch eigene Nachlässigkeiten wurde das Spiel zum Ende hin noch einmal ein wenig spannend. Nach 60 intensiven Minuten war Schluss und wie Andreas Herzog schon sagte:

Hinterher gab es Burgers, Beers & UEFA Champions League(TM) powered by GAZPROM auf einer Großleinwand und acht Screens. Was man eben von einer Indoor Soccer Arena erwarten darf. Sehr überrascht haben mich jedoch die interaktiven Bildschirme, auf denen man durch bloße Handbewegung in das Spiel eingreifen kann. Hier beispielsweise sieht man Tantieme, der Messi anweist, sich nach seinem Lauf in den Strafraum um 180° zu drehen und den Ball auf Suárez zu flanken, um so das wertvolle Auswärtstor für Barca im Theatre of Dreams zu erzielen:

Alle Photocredits gehen an diesen filigranen Fußballer:

Und noch ein paar seiner Schnappschüsse vor dem Anpfiff:

 

Bunt 13:10 Orange

Bunt: Albrecht, Manu, Marcus M., Niki, Ralf, Roman

Orange: Bernd, Igor, Meister, Tantieme, Tobi H., Gast Sebastian

Man of the Match: Techniker in der Halle vor, also Igor oder Manu. Ich sage Manu. Alleine die Szene, in der er den schnellen Pass des Torhüters per Hacke auf Roman (oder Niki?) weiterleitete, der zu einem vorentscheidenden Tor traf, rechtfertigt die Nominierung (insbesondere dann, wenn man weiß, dass Manu bei der Ballberührung wohl in der gegnerischen Hälfte stand *hüstel*). Oder der Doppelpass in der eigenen Hälfte mit sich selbst über die Bande, den er nach einem anschließenden Solo zu einem herrlichen Tor veredelte.

Fleißaufgabe in Unterzahl (20.03.2019)

Einige Widrigkeiten wurden überwunden, damit immerhin 13 Kelschs auf dem Platz stehen konnten. Steffen beendete den Elternabend so frühzeitig, dass er noch die Kicktasche holen und pünktlich auf dem Platz stehen konnte. Igor ließ sogar das Länderspiel Deutschland gegen Serbien sausen, um zu kicken. Für die beiden sollte es sich zumindest auszahlen.

Orange spielte in Überzahl so, wie man es nicht tun sollte: Bei Ballbesitz ging es zwar meist sehr kontrolliert nach vorne, allerdings ohne jegliches Tempo oder überraschende Aktionen. Für die tief stehenden und engagiert verteidigenden Bunten war es eine machbare Fleißaufgabe, das pomadige orangene Team im Zaum zu halten. Bei Ballverlusten war Orange oft genug zu undiszipliniert in der Rückwärtsbewegung, so dass Bunt vor allem durch Steffen aber auch mit allen anderen Spielern immer wieder Nadelstiche setzen konnte. War Orange rechtzeitig zurück, wurden bunte Angreifer häufig zu frei stehen gelassen. Nicht nur einfache Gegentore waren das Ergebnis, sondern auch Abpraller und zweite Bälle, die zu Chancen führten.

Die genaue Abfolge der Tore ist im Kurzzeitgedächtnis geblieben und damit nicht mehr vorhanden. Über weite Teile des Spiels war Bunt allenfalls knapp in Führung. Orange hätte also durchaus die Möglichkeit gehabt, den Schalter umzulegen und die Überzahl zu nutzen. Stattdessen wurde es in der Schlussphase sogar ein ebenso deutlicher wie verdienter Sieg für Bunt, bei denen – soweit meine ich mich noch zu erinnern – jeder einzelne Spieler unter den Torschützen war.

Bunt 9:5 Orange

Bunt: Armin, Bernd, Harald, Igor, Niki, Steffen

Orange: Albrecht, Manu, Marcus M., Martin, Meister, Ralf, Thomas

Man of the Match: Nicht so einfach, aus einer geschlossenen starken Mannschaftsleistung einen Spieler hervorzuheben. Ich entscheide mich für Niki. Er stopfte Löcher, gewann Zweikämpfe, organisierte die bunte Defensive und war der Motor des bunten Spiels.

[Dieser Text wurde aus chronologischen Gründen rückdatiert.]

Souveräner Sieg in „Unterzahl“ (27.02.2019)

Entweder lag es daran, dass Steffen und Manu weniger spät als vorab angekündigt kamen. Oder daran, dass die allgemeine Unpünktlichkeit derzeit wieder einmal ziemlich ausgeprägt ist. Jedenfalls konnte Ralf deutlich nach 20:00 Uhr die Mannschaften zusammenstellen, ohne auf Nachzügler warten zu müssen. (Bernds Ermahnung von letzter Woche an alle Lurchs scheint schon wieder vergessen zu sein.) Wie sich erst später herausstellen sollte, ging Ralf davon aus, sein buntes Team befände sich in Unterzahl. Das würde zumindest erklären, warum Bunt stärker aufgestellt war als Orange. Und diese Überlegenheit summa summarum zu einem souveränen Sieg ausspielte.

Bunt legte zunächst los, als habe man Aufputschmittel aus dem Sortiment von „Chemical Love“ intus gehabt. Dem 0:1 durch einen Distanzschuss vom Meister folgten nicht nur Diskussionen, ob das Spiel denn schon angepfiffen gewesen sei (Anmerkung der Red.: Ja, war es.), sondern gar das schnelle 0:2. Der Kater ließ nicht lange auf sich warten. Bunt kontrollierte nun Ball und Gegner souverän. Armin spielte viele punktgenaue Pässe, Ralf ackerte gewohnt einsatzfreudig im gegnerischen Strafraum, Bernd war – nach anfänglichen Startschwierigkeiten – laufstark und torgefährlich, Harald organisierte das Spiel auf der Sechserposition und Manu machte mit den Bunten, was er wollte. Bei Bunt hingegen fehlte es schon an einer überzeugenden Idee, wie man bei eigenem Ballbesitz Chancen herausspielen wollte. Während des gesamten Abends fehlte es an einer Anspielstation im orangen Strafraum. Wenn überhaupt, war Orange nach Einzelaktionen von Igor oder Steffen torgefährlich; doch auch diese beiden verzettelten sich häufig oder wurden von der disziplinierten bunten Abwehr neutralisiert. Hinzu kamen zahlreiche Ballverluste und Fehlpässe: Insbesondere der Berichterstatter tat sich unrühmlich hervor. Insgesamt war das orange Spiel zu langsam und zu statisch, sodass es Bunt nicht sonderlich schwer fiel, den Ball aus der eigenen Gefahrenzone herauszuhalten.

Lediglich der lausigen Chancenverwertung der Bunten sowie einer ordentlichen Leistung der jeweiligen orangen Torhüter war es zu verdanken, dass das Spiel noch nicht frühzeitig entschieden war. Beim Stand von 6:3 begann Orange sich zu berappeln und kam über das zwischenzeitliche 6:6 sogar noch einmal in die Position, zumindest ein Unentschieden ergattern zu können. Diese Hoffnung währte allerdings nur kurz, da Bunt ohne erkennbare Probleme wieder in der Lage war, einen Gang hoch zu schalten und einen Vorsprung von zwei oder gar drei Toren heraus zu spielen. Insbesondere Manu glänzte als Vorbereiter und Vollstrecker und war allenfalls auf Kosten eines Foulspiels zu bremsen.

 

Bunt 12:10 Orange

Bunt: Armin, Bernd, Harald, Manu, Ralf

Orange: Albrecht, Igor, Marcus M., Meister, Steffen

Man of the Match: Manu. Brillierte und ragte aus einer ohnehin starken bunten Mannschaft noch einmal heraus.